In der Schweiz sind Haustiere sehr beliebt. Laut dem Verband für Heimtiernahrung leben rund 1.6 Millionen Katzen und über 500’000 Hunde als Haustiere in der Schweiz. Fast die Hälfte der Haushalte in der Schweiz haben Haustiere. Obwohl Katzen an erster Stelle stehen, sind Hunde das zweithäufigste Haustier in der Schweiz. Die Schweizer geben jährlich Millionen von Franken für Tierbedarf aus. Was bei der Anschaffung an wiederkehrenden Kosten häufig vergessen geht, sind die kostspieligen Zahnarztkosten. Im Interview: Dr. med. vet. Katrin Nabholz, Tierärztin mit Spezialgebiet Zahnmedizin an der Bessy’s Tierklinik in Watt.
Über CHF 1’000 für Zahnextraktionen
Ist der Zahn nicht mehr zu retten, entfernt man ihn fachgerecht unter Narkose. Unmittelbar vor der Narkose wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, um einerseits das Narkoserisiko besser abschätzen zu können und andererseits die optimale Kombination der verschiedenen Medikamente einsetzen zu können. Die Kosten für die Blutuntersuchung inklusive Blutentnahme und Verbrauchsmaterial belaufen sich laut Dr. med. vet. Katrin Nabholz, Tierärztin mit Spezialgebiet Zahnmedizin an der Bessy’s Tierklinik in Watt auf: «Bei uns kostet eine komplette Blutuntersuchung (Hämatologie und Chemogramm) CHF 170».
Die Kosten einer Zahnbehandlung gliedern sich in die Narkose mit klinischer Allgemeinuntersuchung, Legen eines Venenkatheters, Narkoseeinleitung, Inhalationsnarkose mit kontrollierter Beatmung, Narkoseüberwachung mit modernster Technik und entsprechend geschultem Personal sowie Infusionsbehandlung zur Kreislaufstabilisierung. Hierzu Dr. med. vet. Katrin Nabholz: «Die Kosten für die Narkose hängen von der Länge des Eingriffes und Grösse des Tieres ab. Bei uns beläuft sich das auf ca. 350 bis 600 CHF.»
Die eigentliche zahnärztliche Behandlung gliedert sich in die Diagnostik (Beurteilung des Zahnstatus, intraorales Röntgen oder andere bildgebende Diagnostik) und die eigentliche Behandlung. Hier ist je nach Aufwand mit Kosten bis zu CHF 1’500 zu rechnen. Gemäss Dr. med. vet. Katrin Nabholz, rechne man bei mittleren und kleineren Hunden, denen aufgrund von Parodontitis viele Zähne gezogen werden müssen, mit Kosten um die CHF 1’000 bis CHF 1’500 und führt fort: «Auch Katzenzähne können sehr aufwändig und schwierig zu ziehen sein, da sie teilweise stark von Zahnresorptionen betroffen sind. Kosten bis zu 1’500 CHF sind nicht unüblich. Manchmal braucht man sogar zwei Sessionen, um alle erkrankten Zähne zu ziehen.»

Röntgenbild einer 6.5 Jahre alten Main-Coon Katze. Es handelt sich um den rechten Unterkiefer, welcher an allen Zähnen schmerzhafte Zahnresorptionen aufweist. (Photo: Bessy’s Tierklinik)
Was muss die moderne Zahntierklinik bieten?
Die Zahnmedizin gewinnt immer mehr an Bedeutung in der modernen kurativen und präventiven Veterinärmedizin. In der Schweiz hat dieses Gebiet erst in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Viele Stunden Weiterbildung sind nötig, um ein Know-how zu entwickeln, das in eine gute Behandlung einfliessen kann. Für eine erfolgreiche zahnärztliche Behandlung sind ein fundiertes Wissen, ein zahnärztliches Röntgengerät, ein Inhalationsnarkosegerät, ein Anästhesieverantwortlicher und zahnärztlich geschultes Personal unabdingbar. Es ist erwiesen, dass viele systemische Erkrankungen ihren Ursprung in erkrankten Zähnen haben. Auch die erfolgreiche Behandlung einer bestehenden Erkrankung (z. Bsp. Diabetes mellitus) kann durch Zahnpathologien verhindert werden. Eine schlechte Zahngesundheit kann von Nieren-, Leber-, Herz- und Gelenkerkrankungen sein. Tumore der Maulhöhle treten viel häufiger in einer ungesunden Maulhöhle auf, in der chronische Entzündungen vorherrschen. Hierzu die Expertin: «Ungefähr 80% der Hunde und 60 – 70% der Katzen leiden unter Zahnerkrankungen, leider oft unbemerkt. Dabei handelt es sich meistens um chronische, schmerzhafte Entzündungen, welche auf jeden Fall behandelt werden sollten, da sie den Allgemeinzustand der betroffenen Tiere oft deutlich beeinträchtigen.»
Weitere Erkrankungen des Zahnapparates
Leider leiden viele Haustiere an Zahnerkrankungen. Die Zahngesundheit von Haustieren ist ein wichtiges Thema, das oft übersehen wird. Hier finden Sie einige Informationen über die häufigsten Zahnerkrankungen bei Hunden und Katzen und deren Behandlungsmöglichkeiten:
Zahnfehlstellungen und Kieferfehlstellungen bei Jungtieren: Diese Probleme können bereits bei jungen Tieren auftreten und erfordern oft orthodontische Massnahmen, um die Zähne richtig auszurichten und Kieferprobleme zu korrigieren.
Zahnstein und Zahnfleischentzündungen (Gingivitis): Zahnsteinbildung und Zahnfleischentzündungen sind häufige Probleme bei älteren Haustieren. Die Erkrankung beginnt schon in jungen Jahren – 80% der jungen Hunde haben bereits leichtgradige Parodontitis. Professionelle Zahnreinigungen können dabei helfen, Zahnstein zu entfernen und Mundhygiene-Praktiken können zur Vorbeugung von Gingivitis beitragen.
Parodontitis: Dies ist eine fortgeschrittene Form der Zahnfleischentzündung, die auch den Kieferknochen angreifen kann. Die Behandlung kann eine tiefere Zahnreinigung und unter Umständen sogar Zahnextraktionen erfordern.
Zahnresorptionen: Bei Zahnresorptionen handelt es sich um degenerative Veränderungen der Zähne, bei denen Löcher in den Zahnkronen entstehen. Die Behandlung kann von Zahnfüllungen bis zur Entfernung des betroffenen Zahns reichen.
Wurzelbehandlungen: In einigen Fällen kann es notwendig sein, Wurzelbehandlungen durchzuführen, um den betroffenen Zahn zu retten.
Tumorerkrankungen: Tumore im Mund- und Kieferbereich sind bei Haustieren ebenfalls möglich und erfordern oft chirurgische Eingriffe zur Entfernung.

Röntgenbild von einem 3-jährigen Zwergspitz. Im hinteren Bereich des rechten Unterkiefers ist ein massiver Knochenrückgang und mehrere «faule» Zähne zu erkennen, als Folge einer hochgradigen Parodontitis. Der schlechte Zustand dieser Zähne kann am wachen Hund total unterschätzt werden. (Photo: Bessy’s Tierklinik)
Prophylaktische Massnahmen
Die Pflege der Zahngesundheit bei Haustieren erfordert regelmässige Zahnuntersuchungen und professionelle Zahnreinigungen beim Tierarzt. Es ist wichtig, dass diese in Vollnarkose durchgeführt wird, damit auch im hinteren Bereich der Maulhöhle der Zahnstein sorgfältig entfernt werden kann, das Tier keine Schmerzen erfährt und eine gründliche Untersuchung mit der Dentalsonde möglich ist. Präventive Massnahmen wie das Bürsten der Zähne Ihres Haustiers und die Beratung zur Mundhygiene sind ebenfalls wichtig, um Zahnerkrankungen vorzubeugen. Dentalröntgen und Computertomographie können verwendet werden, um tiefergehende Probleme zu identifizieren. Rat weiss die spezialisierte Tierärztin auf jeden Fall: «Bei Risikorassen, tendenziell eher kleineren Hunde und manchen Rassekatzen (z. Bsp. Yorkshire Terrier, Perserkatze) empfehlen wir von Anfang an, ein Augenmerk auf die Zähne zu halten und frühzeitig eine professionelle Zahnreinigung mit Zahnärztlicher Untersuchung durchführen zu lassen.»
