Die Eigenbluttherapie ist eine Therapieform, bei der dem Patienten eigenes Blut entnommen und dieses dann wieder in den Körper zurückgeführt wird. Diese Methode kommt in verschiedenen medizinischen Bereichen zum Einsatz, auch in der Zahnmedizin. Hier werden Eigenbluttherapien bei Entzündungen des Zahnfleisches oder zur Förderung der Wundheilung nach chirurgischen Eingriffen eingesetzt. Interview mit Dr. med. dent. Oliver Ernst, der in seiner Praxis in Zürich die Eigenbluttherapie seit mehreren Jahren anwendet:
Herr Ernst, wo sehen Sie als Zahnarzt die Vorteile bei der Verwendung der Eigenbluttherapie?
„Mit der Eigenbluttherapie können die Therapiemodalitäten für die PatientInnen sowie klinisch relevante Parameter verbessert werden. Ich bin ein begeisterter Anwender, da wir einerseits die Resultate im Rahmen der besseren und schnelleren Wundheilung bei unseren Patienten sehen, das Handling von bestimmten Applikationen, sprich Knochenersatzmaterialien, optimiert werden können, andererseits bringt die Therapie diverse Vorteile die bereits durch klinische Studien und/oder Übersichtsarbeiten bestätigt wurden.
Wo wird diese Therapie angewendet?
„Es gibt sehr viele Anwendungsmöglichkeiten. Wir wissen, was funktioniert und setzen die Eigenbluttherapie setzen die Eigenbluttherapie seit mehreren Jahren in der parodontalen und der zahnärztlichen Chirurgie ein. Ich sehe den klinischen Unterschied und kann mit gutem Gewissen sagen, dass die Patientinnen davon profitieren.“
Seit wann ist die Eigenbluttherapie in der Schweizer Zahnarztpraxis im Einsatz?
«Plättchenkonzentrate existieren schon seit mehr als 20 Jahren, doch bei uns in der Schweiz ist erst in jüngster Zeit eine zunehmende Verbreitung zu beobachten. Dies nicht zuletzt dank der Firma Dentavis, welche das PRGF – Endoret®-System von BTI in die Schweiz gebracht hat und auch einige rechtliche Hürden mit der Swissmedic geebnet bzw. eliminiert hat.»
Man hört in den Medien von Eigenbluttherapien in verschiedenen Zusammenhängen und sieht erfolgreiche Ergebnisse in unterschiedlichen Fachgebieten.
„In meinen Augen revolutioniert die Technik keinesfalls die Zahnmedizin, sondern kommt als sinnvolle Ergänzung zu etablierten Behandlungsmodalitäten zum Einsatz. Daher scheint mir auch wichtig, dass man nicht einfach ausprobiert bzw. damit experimentiert, sondern bestehenden und validierten Konzepten folgt. Meine Mission ist und bleibt die Verbreitung der Technik in der Schweiz und die Ausräumung einiger Missverständnisse, welche diesbezüglich noch kursieren. Die PGRF oder PRF darf nicht mit PRP (PRP= Platelet-rich plasma, eine obsolete Technik aus der Zeit der Jahrtausendwende verwechselt werden.) Ein „smarter approach“, sowohl wissenschaftlich wie auch klinisch beschäftigt sich meines Erachtens mit der Frage: Wie können wir zeitgemässe und gut dokumentierte Behandlungskonzepte mit der Anwendung von Plättchenkonzentraten noch verbessern (oder vereinfachen). Dies ist mein Interessensfeld in der Klinik, der Forschung und der Lehre/Ausbildung“
Wie funktioniert die Blutentnahme genau? Passiert das unmittelbar vor der Behandlung?
„Genau. Bei der Eigenbluttherapie werden den PatientInnen ca 60ml Blut vor der Behandlung von einer Fachperson entnommen. Mit einer Zentrifugation wird das Blut in verschiedene Blutkomponenten aufgetrennt. Es entsteht ein blutplättchenreiche Phase ebenfalls reich an Wachstumsfaktoren, welch an die gewünschten Stellen gespritzt, oder in Form einer Membran bzw eines Fibrin-clots appliziert werden.“
Das Interview ist hier zu sehen:
Dr. med. dent. Oliver Ernst hat die Anwendung von autologen Plättchenkonzentraten im Rahmen seiner parodontologischen Ausbildung in Kanada kennengelernt.
Die Eigenbluttherapie kann eine vielversprechende Methode in der Zahnmedizin sein. PatientInnen sollten jedoch immer eine individuelle Beratung durch einen qualifizierten Arzt oder Zahnarzt einholen, bevor sie sich für eine Behandlung entscheiden.
Wichtig, in der Schweiz dürfen nur Ärzte Eigenblutbehandlungen durchführen. Für die anwendenden Ärzte gehört die Eigenbluttherapie eindeutig zur Schulmedizin und verweisen auf die Studienlage. So sagt Phlipp Rossbach, Rheumatologe am Universitätsspital Zürich gegenüber SRF: «Es gibt die Datenlage, die natürlich nicht hundertprozentig sicher ist, aber wir können es gut vertreten. Und ich denke, die meisten Patienten vertrauen uns da auch.“

Kontakt: Dr. med. dent. Oliver Ernst
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