In der Schweiz hat es zu wenig und zu wenig gut ausgebildete Zahntechnische Lernende. Auch später im Berufsleben weht ein harter Wind.
Viele ZahntechnikerInnen spüren den Druck, gerade auch seit der Implantathersteller Straumann auch selbst zahntechnische Arbeiten anfertigt und damit Praxen direkt beliefert. Dies führt zu Unsicherheiten. Interview mit Roland Zellweger, Prüfungsexperte für die Lehrabschlussprüfung der Zahntechnikerinnen.
Herr Zellweger fangen wir bei den jungen ZahntechnikerInnen an. Seit seit 11 Jahren beurteilen sie Abschlussarbeiten von Lernenden. Was sehen Sie?
Es gab schon grosse Talente darunter. Aber was mir vor allem auffällt ist die Differenz unter den Prüflingen betreffend Fachwissen. Leider sind es immer nur die Lernenden aus den gleichen Labors, die wirklich gut ausgebildet sind. Wogegen andere dann ein Manko haben. Das macht es für den Referenten schwierig zu unterrichten. Die Einen wissen, wie es geht und man kann die Materie vertiefen die Anderen machen es zum ersten Mal.
Gibt es denn keinen Prüfungskatalog, an den sich die Lehrbetriebe halten können, damit alle dann auf dem gleichen Level sind?
Doch. Und so ein Ausbildungsprogramm wird zum Lehrbeginn hin an die Labors verschickt. Dieses muss aber von den Labors auch eingesehen werden.

Sprechen wir von der Zukunft. Das Berufsbild Zahntechniker hat sich massiv verändert, Die Digitalisierung hat wie in den meisten Berufen Einzug gehalten. Wieviel ist bei Ihnen heute im Labor noch analog?
Ich würde sagen ca 60% ist analog. Um ein Veneer, einen Frontzahn herzustellen braucht es das handwerkliche Knowhow. Aber Sie haben natürlich recht, der digitale Anteil wird jährlich grösser. Was auch in der Ausbildung stattfindet. Aus unternehmerischer Sicht ist es zudem wichtig zu investieren. Und die digitalen Tools zu nutzen. Ich habe gerade eine neue Fräsmaschine bestellt, die kostet 95000 Franken.
Das müssen Sie auch wieder amortisieren.
Ja und dabei wird verlangt, dass die Produkte immer günstiger werden.
Tönt nach Divergenz. Wie setzen Sie das um?
Das ist eine schwierige Entwicklung, genau. Wir müssen aufpassen, dass wir mit den Preisen nicht dumpen wie das zum Beispiel gewisse Industrie-Labor tun. Wenn wir anfangen die Preise so zu senken kann die Infrastruktur und die gut ausgebildeten Fachkräfte nicht mehr bezahlt werden.
Inwiefern spüren Sie da diese Konkurrenz? Seit der Implantathersteller Straumann ein eigenes Zahntechnisches Labor hat und Zahnärzte direkt mit Scanner an sich bindet, klagen viele kleinere Labore über massiv weniger Umsatz.
Ja das sehe ich auch. Seit es Industrie- Labor gibt, stelle ich ganz klar fest, dass wir die einfachen Arbeiten, wie Seitenzahnkronen nicht mehr so oft bekommen, sondern meist nur noch die komplexen, aufwändigen Fälle. Wo es Beratung braucht oder dass Jemand in der Praxis vorbeikommt. Natürlich werden diese schwierigen Fälle teurer verrechnet als eine Seitenzahnkrone. Aber der Preisunterschied kompensiert den Aufwand nicht. Mit den einfachen Kronen machte man früher den guten Umsatz. Einen komplizierten Frontzahn muss man vielleicht zweimal machen.
Sie selbst, Ihr Labor bildet auch ZahntechnikerInnen aus?
Ja. Sogar am meisten im ganzen Kanton Aargau. Ab nächstem Sommer haben wir 4 Lehrstellen besetzt.
Die Anzahl der Zahntechnischen Lernenden bewegt sich in der Schweiz pro Jahrgang im zweistelligen Bereich. Gewerbeschulen wurden gar geschlossen. Die Lehre dauert 4 Jahre im Vergleich zu anderen Ausbildungen ist das lang. Der Beruf scheint nicht sonderlich begehrt zu sein?
Das trifft zu und ich glaube es wird in Zukunft weniger Zahntechniker brauchen.
Weniger ZahntechikerInnen brauchen? Nicht geben? Ist das Ihre Prognose?
Ja, das denke ich. Weniger aber dafür besser ausgebildete Fachkräfte. Gerade auch die Kommunikation ist heute wichtiger denn je und findet auf Augenhöhe mit den ZahnmedizinerInnen statt.
Wie kann denn dem Fachkräftemangel ZahntechnikerInnen welcher ja Auswirkungen auf die ganze Branche hat, entgegengewirkt werden? Ein hoher Prozentsatz der jungen Menschen, welche eine zahntechnische Lehre abgeschlossen haben, bleiben nicht auf dem Beruf.
Das ist schade. Für mich sind die Mitarbeiter das Wichtigste. Das sollte man auch zeigen. So offeriere ich zum Beispiel gleitende Arbeitszeiten, um den Arbeitsplatz attraktiver zu machen und zahle auch Löhne die über dem vorgegebenen Mindestlohn von Fr. 4000.—liegen. Und ich investiere in die Ausbildung meiner TechnikerInnen. Nur mit gutausgebildeten Fachkräften kann ich ein erfolgreiches Labor sein. Die Wertschätzung ist für die Mitarbeiter sicher eine Motivation, um auf dem Beruf zu bleiben.
Infos zur Zahntechnischen Ausbildung gibt es bei Swiss Dental Laboratories