«Wir bestimmen ein Thema und dann suchen wir die ReferentInnen dafür aus.»
Das Thema am diesjährigen Dentalpin in Davos 2023 lautete Schmerz. So umfassend das Thema, so vielschichtig waren auch die einzelnen Referate.
Man erfuhr aus verschiedenen Fach-Gebieten Interessantes. Oder wussten Sie, dass ZahnmedizinerInnen die generell häufig an Nacken- und Rückenschmerzen leiden, weniger Verspannungen haben, wenn die Unterarme beim Arbeiten auf einer Lehne aufgestützt sind? Oder dass die richtig eingestellte Lupenbrille dazu beiträgt, dass der/die BehanderIn nicht nur besser sieht, sondern am Ende des Tages auch mit weniger Nackenschmerzen die Praxis verlässt? Diese Facts hörte man am Vortrag von Dr. med. René Zenhäuser. Er ist Facharzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation.
Über den dentalen Tellerrand hinaus
Dass nicht ausschliesslich ZahnmedizinerInnen am Dentalpin-Rednerpult stehen ist ein bewusster Entscheid des Organisationskomitees. Mit fachnahen Themen möchte man über den dentalen Tellerrand hinausschauen und so gerade auch für ein jüngeres Publikum Anreize schaffen.
Ein erfolgreiches Konzept, sind doch insgesamt 100 TeilnehmerInnen im Saal anwesend. Dies obwohl der grösste Konkurrent der Fortbildung direkt vor der Türe lauert: Der Strahlende Sonnenschein und die Skipisten des Jakobshorns und des Weissfluhjochs.
Dr. med. dent. Marco Zeltner, der zusammen mit seinen Freunden Dr. med. dent. Alexis Ioannidis und Dr. med. dent. Samuel Huber das Dentalpin organisiert, weiss dies zu schätzen. »Unsere sozialen Side-Events sind wichtig, dass Wetter phantastisch, aber morgens um halb 10 Uhr, wenn jeweils der erste Vortrag beginnt, sind alle frisch und lernwillig zurück im Saal. Das spricht für sich.» Im Allgemeinen ist man sehr zufrieden mit der Veranstaltung: «Unsere Erwartungen an die ReferentInnen wurden übertroffen. Da wir ein jüngeres Publikum ansprechen, findet man auf unserer Speakerliste auch Namen die vielleicht (noch) nicht so bekannt sind, die wir aber bewusst auf Grund Ihrer Fähigkeiten ausgewählt haben. Wir bestimmen jeweils ein Thema und erst dann suchen wir die passenden ReferentInnen dafür aus.»
Bruxismus, Kieferschmerz
Das Programm ist in der Tat abwechslungsreich mit Vorträgen am Vormittag und Hands-on Workshops am Mittag.
Speziell erwähnen möchten wir den Vortrag von PD Dr. Dr. med. Astrid Kruse Guyer.

Kruse Guyer ist Spezialistin, wenn es irgendwo im Kiefer schmerzt. Und das tut es bei ganz vielen Menschen. Ein Drittel der Bevölkerung, vorwiegend Frauen, spürt ein gelegentliches Knacken im Kiefer. Dies sollte man nur behandeln, wenn es Probleme bereitet, rät Kruse Guyer. Andere hingegen haben solche Schmerzen, dass sich die Gesichtsform verändert und mit der Zeit eine Dreiecksform annimmt. Und es gibt PatientInnen, die knirschen so stark, dass die Schiene zerbissen wird. Da plädiert die Expertin dafür, Alternativen zur Schienentherapie in Betracht zu ziehen. Sie nennt folgende Ansatzpunkte: Wärmebehandlungen, Massagen, Physiotherapie, Hypnose, Resilienz-Training, Atemübungen, Crawl-Schwimmen, Schlafhygiene und auch die Benutzung von Meditations-Apps seien erfolgsversprechend. Schon 10 Minuten täglich bringe einen Fortschritt, meint Kruse Guyer Die Übungen sollten in die Tagesroutine integriert werden. Für eine verbesserte Schlafhygiene habe sich Magnesium auf Citratsalzbasis und ein Kollagen Pulver am Abend bewährt. Viele Leidende wüssten auch nicht, dass Medikamente wie Antidepressiva, Narkotika oder Antihistaminika Bruxismus fördern.
Stress reduzieren
Abschliessend erklärt Kruse Guyer das effektivste Mittel bei Schmerzen im Kiefer sei so simpel wie auch schwierig in der Umsetzung. Nämlich Stress reduzieren! Das sprichwörtliche auf die Zähne beissen führe zu Verspannungen in der Kau- und Nackenmuskulatur, mehr Schmerzen wiederum ergebe mehr Stress. Ein Teufelskreis. Sie rät dazu, einen Gang herunterzuschalten.
Die Fortbildung Dentalpin Davos ist bewusst so konzipiert, dass die TeilnehmerInnen in der langen Mittagspause die Möglichkeit haben, die alpine Bergluft zu geniessen. Also, Skier anschnallen und den Berg und Stress gleich miteinander herunterfahren. Die Redaktorin schwört zumindest auf dieses (Arzt)-Rezept.
Organisatoren des Dentalpin Davos 2023

Dieser Beitrag ist auch in der aktuellen ZZS Zahn-Zeitung Schweiz zu lesen.

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Kontakt: Fortbildung Zürichsee