Süssstoffe und Zuckeraustauschstoffe sind Lebensmittelzusatzstoffe, die verwendet werden, um Lebensmitteln und Getränken einen süssen Geschmack zu verleihen, ohne die Kalorienzufuhr aus Zucker oder anderen Kohlenhydraten wesentlich zu erhöhen. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer chemischen Struktur, ihrem Kaloriengehalt und ihrer Verwendung. Während deren Auswirkungen auf das Darmmikrobiom schon relativ weit erforscht ist, steckt man bei der Forschung nach Effekten auf die Zahngesundheit noch in den Kinderschuhen. Im Interview: Dr. med. dent. Aline Birgelen, Ernährungsberaterin / Ernährungstherapeutin.
Da der Verzicht auf Zucker für die Zahngesundheit sehr wichtig ist, ist es eine sehr spannende Frage, ob es eine Möglichkeit des Süssens gibt, die für unsere Zähne nicht ungesund ist. Hierzu Dr. med. dent. Birgelen: «Wichtig wäre dabei anzuschauen, welchen Effekt die Süssstoffe und Zuckeraustauschstoffe auf Bakterienzusammensetzung in der Mundhöhle haben. Leider konzentrieren sich die Studien bisher fast nur auf die Auswirkung von Süssstoffen und Zuckeraustauschstoffen auf unser Darmmikrobiom.»
Bis heute bestehen also noch keine verlässlichen Studien bezüglich den Effekten von Süssstoffen und Zuckeraustauschstoffen auf die Zahngesundheit, aber «es gibt eine sehr kleine Studie aus dem Jahr 2021, welche den Einfluss von Saccharose, Xylose und Saccharin auf das orale Mikrobiom und das orale Immunsystem untersuchte. Dabei kam es bei allen drei zu einer Veränderung der Bakterienzusammensetzung und der Immunität in der Mundhöhle», sagt die Ernährungsberaterin.
Süssstoffe werden von der WHO kontrolliert
Süssstoffe sind synthetische oder natürliche chemische Verbindungen, die oft deutlich süsser schmecken als Zucker. Sie verursachen keine Karies, sind kalorienfrei oder haben einen vernachlässigbaren Kaloriengehalt. Bekannte Süsstoffe sind z. B: Aspartam (in NutraSweet und Equal) oder Steviolglycoside (aus der Steviapflanze, in Stevia-Produkten). Süssstoffe werden häufig von Menschen verwendet, die ihren Zuckerkonsum aus gesundheitlichen Gründen reduzieren müssen, z. B. bei Diabetes oder zur Gewichtskontrolle. Sie sind auch in vielen zuckerfreien oder kalorienarmen Produkten wie Diätgetränken, zuckerfreien Kaugummis und Light-Lebensmitteln enthalten.
Süssstoffe werden von Aufsichtsbehörden und Organisationen wie der World Health Organization (WHO) auf ihre Sicherheit hin bewertet. Die ADI-Werte (=Acceptable Daily Intake), geben an, wie viel von einem bestimmten Süssstoff pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag als sicher angesehen wird. Diese Werte basieren auf toxikologischen Studien und sollen sicherstellen, dass der Verzehr von Süssstoffen in den empfohlenen Mengen keine gesundheitlichen Risiken für die Verbraucher darstellt. Birgelen kommentiert kritisch, dass bei dieser Risikobeurteilung der Effekt von der Süssstoffe auf unser Darmmikrobiom zu wenig beachtet werde: «Dies mag damit zusammenhängen, dass die Wichtigkeit von unserem Darmmikrobiom erst in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt ist. Deshalb gibt es auch immer mehr Studien, welche sich genau diesem Thema widmen. Dabei zeigt sich leider in vielen Studien, dass Süssstoffe einen negativen Effekt auf unser Darmmikrobiom haben kann, welche zu unterschiedlichen negativen Einflüssen auf unsere Gesundheit führen kann.»
Schutz vor Insulinresistenz und Diabetes
Zuckeraustauschstoffe, auch Zuckeralkohole oder Polyole genannt, sind eine andere Art von Süssstoffen. Im Gegensatz zu Süssstoffen sind Zuckeraustauschstoffe kalorienarm, enthalten aber einige Kalorien, im Durchschnitt etwa zwei Kalorien pro Gramm. Zuckeraustauschstoffe werden häufig in zuckerfreien Lebensmitteln und Kaugummis sowie in Produkten für Diabetiker verwendet. Bei übermässigem Verzehr können sie jedoch bei manchen Menschen Verdauungsprobleme wie Blähungen oder Durchfall verursachen. Für die Ernährungstherapeutin steht fest: «Sie sind daher sehr spannend, als dass man sie in der Regel wie Zucker verwenden und mit ihnen z.B. auch gut backen oder kochen kann» und führt weiter aus, dass die Vorteile von Süssstoffen und Zuckeraustauschstoffen offensichtlich seien: «Die Vielfalt an verschiedenen Stoffen ist so gross, dass Zucker praktisch überall ersetzt werden kann.» Damit könne man Kalorien einsparen und dem zunehmenden Übergewicht entgegenwirken, mit geringem oder gar keinem Effekt auf den Blutzuckerspiegel und die Insulinausschüttung, was uns vor Insulinresistenz und Diabetes schützen könne.

Veränderungen im Darmmikrobiom
Doch so positiv dies alles klingt, so einfach ist es leider nicht. Der Grund dafür liegt vor allem in unserem Darmmikrobiom. Süssstoffe und Zuckeraustauschstoffe können zu Veränderungen im Darmmikrobiom führen, die sich wiederum negativ auf unsere Gesundheit auswirken können. Hierzu Birgelen: «Aktuelle Studien zeigen, dass die Auswirkungen von Süssstoffen eher negativ und die von Zuckeraustauschstoffen eher neutral bis positiv sind.»
Zahngesundheit und zahngesundes Naschen
Solange die Auswirkungen von Süssstoffen und Zuckerersatzstoffen auf die Zahngesundheit wissenschaftlich nicht belegt ist, empfiehlt es sich «zahngesund» zu naschen. Süssigkeiten und Schokolade, die der Zahngesundheit nicht schaden, sind mit dem so genannten «Zahnmännchen» gekennzeichnet. Das international geschützte Markenzeichen zeigt einen lachenden Zahn mit Schirm. Es kennzeichnet zahnfreundliche Süsswaren, die keinen Zucker oder andere zahnschädigende Stoffe wie Fruchtsäuren enthalten. Die Produkte sind wissenschaftlich getestet und verursachen nachweislich weder Karies noch säurebedingte Zahnschäden.
Mönchsfrucht als Mittel der Wahl
Zuckeraustauschstoffe können vielen Menschen helfen, sich gesund zu ernähren und dies auch langfristig beizubehalten. Zusammen mit den vielen anderen gesunden Lebensmitteln und der Gewichtsabnahme, die mit einer Ernährungsumstellung einhergehen kann, ergeben sich so viele gesundheitliche Vorteile, so dass ein mässiger Verzehr von Zuckeraustauschstoffen sicher vertretbar ist. Auf die Frage nach dem Mittel der Wahl sagt die Zahnärztin: «Das ist sicher eine Frage, welche noch nicht zu 100 % geklärt ist» und führt weiter aus: «Da wir allerdings wissen, dass herkömmlicher Zucker bewiesen viele negative Effekte auf unsere Gesundheit hat, würde ich zum jetzigen Zeitpunkt Zuckeraustauschstoffe, wie Xylit, Erythrit oder Mönchsfrucht (Titelbild) bevorzugen. Bei den Süssstoffen wie Aspartam, Acesulfam K, Saccharin etc. wäre ich etwas vorsichtiger.»
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