„Wenn wir den Typus des Patienten nicht erfassen, dann kreieren wir keine Zähne, sondern ein Accessoire. Schlimmstenfalls werden die Zähne vom Patienten als fremdes Körperteil gesehen.“
Interview mit ZTM Zahntechnikermeister Otto Prandtner, Gründer Dentale Persönlichkeit.
Otto Prandtner, können Sie uns in 3 Sätzen erklären, worum es bei der Dentalen Persönlichkeit geht?
„Als ich in Newport Beach, Kalifornien, gearbeitet habe, ist mir aufgefallen, dass die Patienten immer das gewisse Etwas haben wollten, etwas, bei dem sie in den Spiegel schauen und sagen: Wow, ja, das bin ich! Die Dentale Persönlichkeit ist eine Analysemethode, die darauf abzielt, für jeden Menschen eine eigene Ästhetik zu finden, welche den PatientInnen die Freiheit gibt, so zu sein, wie man ist. Die eigene Dentale Persönlichkeit.“
Sie sind begnadeter Zahntechniker. Auf die Idee Zähne nicht nach Schönheitsidealen, sondern nach der Persönlichkeit zu rekonstruieren sind Sie vor über 20 Jahren gekommen.
„Es war nicht die Form, Farbe und Textur der Zähne die mich oft nachts wachliegen liess, sondern die Phantasie der Patienten. Genau aus diesem Grund ist die Dentale Persönlichkeit entstanden. Themen wie die „Dentale Persönlichkeit“ werden im Zusammenhang mit der Zahnmedizin, Psychologie oder Persönlichkeitsentwicklung diskutiert.“
Ob jemand introvertiert ist, mag aufgrund des etwas distalen Zweiers und des Blicks in die Augen esoterisch klingen, aber in Fachkreisen sind Sie anerkannt und geschätzt. Wie haben Sie das erreicht?
„Liebe Marion, wir sind nie 100% extro- oder introvertiert. Auf der Gesichtshälfte bei dem das Auge leicht tiefer steht stelle ich diesen Zweier auch ganz leicht nach hinten im Vergleich zum anderen Zweier. Ich gestalte den Zahn bei dem das Auge tiefer steht somit leicht introvertiert, das hängt auch noch mit der Analyse des Buccalcorridor zusammen, also immer eine Mischung aus Gesichts und Typanalyse.
Seit Corona achte ich viel mehr auf die Augen und deren Abweichungen ebenso bekam ich in der Zusammenarbeit mit einem Prof. der Philosophie den Hinweis darauf, dass die Verwendung der Augendiagnose bereits im alten Ägypten, Griechenland, China und in Indien praktiziert wurde. Meine Behandlung beginnt immer mit einer ausführlichen Gesichtsanalyse. Dabei achte ich besonders auf Asymmetrie, individuelle Lippenform, breitere und schmalere Gesichtshälften sowie längere und kürzere Gesichtshälften. Entsprechend passe ich die Zahnstellung an. So entsteht ein natürliches Lächeln.“
Zurück zu den Zahnspangen, den Schienen und der allgemeinen Uniformität der Menschen. Schaut man sich in den sozialen Medien um, hat man oft das Gefühl, auf allen Kontinenten das gleiche Lächeln zu sehen. Die Formen der Veneers sind nahezu identisch, die Lachlinien auch. Bereitet das Ihnen Sorgenfalten?
„Klar, wenn man sich Germany’s next Topmodel anschaut, dann sieht man natürlich Werbung für Aligner oder einfach Schienen, um die Zähne gerade zu bekommen. Das ist Teil eines Schönheitsideals welches nicht die Individualität fördert sondern die Perfektion. Wenn sich Personen der Perfektion widmen werden sie meist nie fertig sich selbst zu optimieren. Die Zeit arbeitet dann leider auch noch gegen sie.
Wenn wir den Typus des Patienten nicht einfangen, dann kreieren wir ein Accessoire oder schlimmstenfalls werden die Zähne vom Patienten als fremdes Körperteil gesehen. Oft werden diese Accessoires für eine neue Idee oder noch hellere Farbe ausgetauscht. Es besteht eine Disharmonie welche für den Patienten meist schwer zu erklären ist.
Aber da hat die Dentale Persönlichkeit schon einen Ansatz, weil es auch viele Menschen gibt, die nicht nur durch Kleidung und Marken Individualität ausstrahlen wollen, sondern auch durch ihre eigene Persönlichkeit und durch ihr Selbstbild. Man darf sich hier nicht an überhöhten Idealen und Medienbildern orientieren – es geht darum, herauszufinden, was zu einem individuellen Gesicht, zu einem persönlichen Charakter passt.“
Wurde die Dentale Persönlichkeit auch schon verschmäht? Gab es Kundinnen, die sagten, ja das war ja alles nett was Sie präsentieren, Herr Prandtner, aber jetzt machen Sie mir bitte die Zähen so wie auf dem Foto!
„Ich habe nichts gegen Fotos, wenn sie dem Typ der Patienten entsprechen. Die Patienten haben oft schon selbst ein sehr gutes Gespür. Mit dem Analyseinstrument der Dentalen Persönlichkeit muss ich nur verstehen, was ich zu tun habe. Wir arbeiten mit dem von uns entwickelten Dentale Persönlichkeits-Leitfaden, in dem die Aufgaben für Praxis und Labor klar zugeordnet sind. Damit bieten wir dem Patienten eine Basis, auf der er seine Restauration sozusagen selbst gestaltet – mit unserer Hilfe.“
Kann man Sie denn in nächster Zeit auch mal in der Schweiz zum Thema Dentale Persönlichkeit sehen?
„Ich bin im Moment sehr beschäftigt und arbeite an einem Buch über die Dentale Persönlichkeit welches 2025 erscheint. Meine Kurse finden in Bayern statt, im Yachtclub am Starnberger See. Aber ich glaube und weiss, dass die Schweizer auch sehr gerne nach München kommen, das höre ich immer wieder. Und mit dem Dialekt passt das ja auch-;)“
Vielen Dank fürs Interview.
Infos: https://dentale-persoenlichkeit.de/

Video Otto Prandtner
Video und Titelbild Quelle: Otto Prandter
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