Wenn Zähne für Veneers zu Stümmelchen beschliffen werden
Auf den Sozialen Medien kursiert ein gefährlicher Trend. Die sogenannten „Turkey Teeth“ die von InfluencerInnen wie Katie Price propagiert werden. Für kostengünstige Veneers wird in die Türkei gereist. Dabei wird statt minimalinvasiv präpariert, maximal Zahnsubstanz abgeschliffen. Es entstehen irreversible Schäden.

Was sind Veneers?
Veneers sind hauchdünne Keramikschalen die auf die eigenen Zähne geklebt werden um diese in Form und/oder Farbe zu verschönern. Dafür wird in der Regel 0.1- 0.8mm vom Zahnschmelz abgetragen. Also nicht mal 1mm Substanz. Bei Non-Prep Veneers wird der eigene Zahn sogar belassen. Der Socialmedia Veneer-Trend „Turkey teeth“ hat aber nicht mehr viel damit zu tun. Im Gegenteil.
Beim sogenannten Trend „Turkey teeth“ werden die eigenen Zähne nämlich massivst beschliffen. Die Zahnsubstanz wächst nie mehr nach. Die bleibenden Schäden sind irreversibel.
Professor Ronald Jung, Leiter Rekonstruktive Klinik, ZZM Universität Zürich, meint im Podcast von Swissdentalnews.com dazu: „Solche Eingriffe sind eine Körperverletzung. Diese Trends sind ein gesellschaftliches Problem. Jugendliche lesen keine News mehr, es geht weg vom professionellen Journalismus. Man informiert sich auf den Sozialen Medien, wo jeder eine Meinung haben kann.“
Auf Instagram gibt es zu dem Hashtag Turkeyteeth über 5000 Einträge auf Tiktok sind es gar 340 Millionen Aufrufe.
Aufklären und die Eltern in die Pflicht nehmen
Jung appelliert an die Vernunft und sagt: „Auf dem Niveau Zahnmedizin können wir fast nichts gegen solche Bewegungen tun. Ausser man würde auf den gleichen Plattformen informieren. Aber ich habe die Hoffnung, dass die Menschen realisieren, dass es nichts Wertvolleres gibt als den eigenen Körper. Und dieses Bewusstsein, dass unser Körper kein Ersatzteillager ist, das müsste bereits in der Kindheit entstehen. Da sind die Eltern in die Pflicht zu nehmen.“
Es passiert nämlich allzu oft dass einem schlussendlich ein solcher zahnmedizinischer Eingriff dann doch nicht gefällt. Professor Ronald Jung sagt: „Mein Alltage besteht heute zu 60% aus Re-Dentistry. Ich versuche Dinge die andere nicht gut gelöst haben, zu verbessern.“
Vorallem viele Briten und BritInnen reisen zur Zeit in die Türkei um sich Veneers machen zu lassen. Zahnärztinnen und Zahnärzte in UK schlagen nun Alarm. Gemäss einer Umfrage der BBC unter 1’000 Zahnärzten behandeln mehr als die Hälfte davon Personen, die nach einem Eingriff in der Türkei Folgeschäden erlitten haben. Solche Folgeschäden sind Abzesse, Nervenschädigungen bis hin zu Zahnverlust.
Infos: Verband Schweizer Zahnärzte SSO
Interview von Swissdentalnews.com zu Turkey teeth auf Radio Argovia